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The Amazing Spider-Man 2

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Spidey hat vermutlich nicht die aufregendsten oder mächtigsten Kräfte des Marvel Universums, doch mit Charme, Intelligenz und seinem unendlich starken Willen ist Peter Parker ein facettenreicher Held. Spider-Man ist nicht perfekt und genau das sind einige der Gründe, die ihn so sympathisch erscheinen lassen. Immer wieder geht er an seine körperlichen und geistigen Grenzen um andere Personen zu retten. Denn schon sein Onkel Ben wusste: Aus großer Kraft folgt große Verantwortung. Es ist also nicht verwunderlich, dass es schon seit mehr als zwanzig Jahren unterschiedlichste Umsetzungen von Spider-Man in Spielen gab, und mittlerweile ist es schon Tradition, dass zu jedem neuen Film des Superhelden ein entsprechendes Spiel auf den Markt kommt.

Viele Gegner, wenig Zusammenhang

In „The Amazing Spider-Man 2“ schlüpft ihr – wenig verwunderlich – in die Rolle von Peter Parker, der als freundliche Spinne aus der Nachbarschaft, versucht die Straßen von New York sauber zu halten und Menschen vor diversen Gefahren zu schützen. Die Handlung des Spiels setzt die Geschichte vom Spiel zu „The Amazing Spider-Man“ fort, jedoch werden Ereignisse des neuen Films nicht eins zu eins wiederholt, sondern es wird versucht eine eigene Interpretation der selben Geschichte zu liefern und natürlich ebenso neue Handlungsstränge mit neuen Gegenspielern einzubeziehen. Die Entwickler stellen die einzelnen Charaktere vor oder liefern zumindest einen groben Umriss der Story. Insgesamt kann die Handlung jedoch nicht wirklich fesseln. Der rote Faden, der sich durch die ganze Geschichte zieht, beschäftigt sich vor allem mit Wilson Fisk alias Kingpin, aber auch andere bekannte Antagonisten wie Shocker, Kraven oder der grüne Goblin sind mit von der Partie. Man lernt zwar viele Charaktere kennen, doch diese verschwinden ebenso schnell wieder, und man kratzt nur an der Oberfläche. Vor allem etwas mehr Zusammenhang zwischen den Handlungssträngen wäre wünschenswert. Ebenso auffallend ist die durchgehende Abstinenz von Peter Parkers Schulkollegin und Freundin Gwen Stacey ohne dies zu erklären. Wer nur die Spiele kennt, wird hier im Unklaren gelassen.

Wie Tarzan im Jungle

Was macht der Spinnenmann am liebsten? Richtig. Schwingen! Mittels Controller könnt ihr Spider-Man, den ihr aus der Third-Person-Perspektive steuert, durch die Stadt bewegen. Zur schnelleren Fortbewegung feuert Spider-Man Netze aus der Unterseite seiner Handgelenke ab, die an Gebäuden festkleben und mit denen ihr euch anschließend wie Tarzan durch den Dschungel schwingt. In vergangenen Teilen ging das durch die Stadt Wirbeln mehr oder weniger automatisch, dieses Mal könnt ihr mit den Schultertasten selbst bestimmen, welche Hand Spider-Man nutzt: Das fühlt sich besser als im Vorgänger an, aber immer noch hat man stellenweise das Gefühl, dass Peter Parkers Netze in den Wolken und nicht an Gebäuden zu hängen scheinen.

Wie schon im ersten Teil gibt es wieder den „Web Rush Modus“, in dem die Zeit per Knopfdruck verlangsamt wird und man so bestimmte Stellen relativ präzise ansteuern kann. Gelb leuchtende Spider-Man Silhouetten zeigen einem hierbei genau die Positionen, auf denen Spider-Man landen kann. Hierbei können nicht nur Gebäude, Rohre oder Decken, sondern auch einzelne Gegner anvisiert werden, um einen Kampf zu beginnen.

Anschleichen und zuschlagen

Spider-Man schlägt mit einer einzigen Taste zu, klingelt Spideys Spinnensinn, kann er mit einem anderen Knopf ausweichen und kontern, letzteres ist durch rote Blitze rund um den Kopf erkennbar. Der Wandkrabbler hat zwar noch weitere Fertigkeiten, doch dies war eigentlich schon das Wichtigste. Das Kampfsystem ist simpel. Zu simpel. Bei den meisten Kämpfen muss man nicht mehr machen als die Angriffstaste häufig zu betätigen und zum richtigen Zeitpunkt ausweichen: Dies ist in den meisten Fällen leider keine Herausforderung und aus diesem Grund herrscht hier noch immer Verbesserungspotential: Taktik und Spaß sieht anders aus. Dies liegt vor allem an der wenig intelligenten gegnerischen KI, die man sich hin und wieder ausgereifter wünschen würde. Während des Testens passierte es zum Beispiel einmal, dass ein Gegner ununterbrochen gegen eine Wand laufen wollte. Viel interessanter sind in „The Amazing Spider-Man 2“ Stealth Missionen, in denen man versucht nicht entdeckt zu werden und Gegner unauffällig auszuschalten: Ist Spider-Man über oder hinter bösen Fieslingen kann er diese mit Hilfe eines Netzes unschädlich machen und sofort wieder unerkannt in den Schatten verschwinden. Im Spiel erhält man durch ein Upgrade-System weitere Fähigkeiten um Kämpfe oder das Schwingen durch die Stadt zu vereinfachen.

„Spider-Man: Friend or Foe?“

Wie schon in vergangenen Teilen gibt es wieder zahlreiche Comicseiten, die in der ganzen Stadt verteilt sind und darauf warten von euch mitgenommen zu werden. Habt ihr genug Seiten gesammelt, werden ganze Comics freigeschaltet, die ihr im Comicladen des Spiels lesen könnt. Neben der Hauptmission, in der man in der Geschichte voran schreitet, gibt es ebenso verschiedene Nebenaufträge, in denen man Personen aus brennenden Häusern befreien, Geiseln in einer Verfolgungsjagd retten oder böse Schläger dingfest machen muss. Für mich waren die interessantesten Aufträge allerdings jene, in denen man in einem Untergrund alle Verbrecher unauffällig ausschalten musste: Hierbei durfte man nicht entdeckt werden, da sonst die Mission scheitert. Als zusätzlichen Anreiz warten am Ende jeder dieser Missionen ein Bonuskostüm. Kostüme haben bei „The Amazing Spider-Man 2“ nicht nur einen optischen Effekt, sondern können auch trainiert werden, sodass spezielle Fähigkeiten der Spinne, wie Kampfstärke, Ausdauer oder ähnliches je nach Kostüm verbessert werden.

Die Missionen sind grundsätzlich eine nette Abwechslung, aber werden durch einige Kleinigkeiten getrübt. So erscheint nach jeder, wirklich jeder, kleinen Mission ein kurzer Bericht im Fernsehen, in dem man gelobt oder getadelt wird, je nachdem ob man den Auftrag erfüllt hat oder nicht. Das war am Anfang noch ganz nett, aber schon nach einigen gespielten Nebenaufträgen, waren die Nachrichten (dargestellt durch ein simples Standbild mit Spider-Man, ein Bild der Reporterin und einen gesprochenen Satz) nur noch nervtötend und man wünschte die Entwickler hätten darauf verzichtet. Hätte man dieses Element unbedingt beibehalten wollen, wäre es viel interessanter gewesen, wenn es einen Tag/Nachtwechsel gegeben und man am Ende vom Tag eine Zusammenfassung der Ereignisse gesehen hätte. Auf diese Weise würde das Spiel nicht so unterbrochen werden und man würde trotzdem sehen, ob man einen guten oder schlechten Eindruck gegenüber der Bevölkerung hinterlässt.

Die allgemeine Stimmung der Einwohner der Stadt wird mittels eines Balkens dargestellt, der positiv oder negativ sein kann. Ignoriert man Verbrechen oder schafft es nicht rechtzeitig manche Nebenmissionen zu erfüllen, verringert sich der Balken. Eine Belohnung für einen hohen Wert gibt es nicht, allerdings wird man bei negativen Werten von der Stadt als Feind betrachtet und je nach dem von Polizeiautos, Hubschraubern oder Schlimmeres verfolgt. Ich fand dieses System anfangs noch störender als später, da man sich daran gewöhnt, und der Balken im Verlauf der Geschichte auch öfters einmal auf einen hohen negativen Wert gesetzt wird. Insgesamt fühlte es sich trotzdem nicht ausgereift an, obwohl die Idee generell nicht so schlecht war.

Unterwegs als Peter Parker

Dieses Mal ist man nicht nur als Spider-Man unterwegs, sondern auch hin und wieder als sein Alter Ego Peter Parker. Als rasender Reporter trifft er auf diese Weise auch im Zivil auf manche Gegenspieler und befragt diese um mehr zur Geschichte oder Hintergründe zu erfahren. Allgemein ist der Gedankengang gut, einmal in die Rolle von Peter Parker selbst zu schlüpfen, allerdings macht es im Spiel nur wenig Spaß. Bei Gesprächen ist nun neu, dass man bei vielen Dialogen selbst bestimmen kann, was man sagt und welche Informationen man dadurch bekommt. Einfluss auf das Geschehen hat das nicht, dementsprechend ist diese Möglichkeit auch belanglos und erweitert nicht die teils starr wirkenden Wortwechsel. In den Comics und Filmen gab es zum Beispiel immer mal Stellen, indem Peter Parkers geheime Identität in Gefahr war: Es würde „The Amazing Spider-Man 2 mehr Würze verleihen, wenn das Gesagte Einfluss hätte und man mit den richtigen Worten versuchen müsste sein Superheldendasein zu verschleiern. Leider findet man diese (oder eine ähnliche) Idee hier nicht.

Im eigenen Zimmer, das als eine Art begehbares Spielmenü dient, kann man Kostüme wechseln, Missionen wiederholen oder einfach kurz mit Tante May plaudern.

Grafik, Sound und Steuerung

Die Optik von „The Amazing Spider-Man 2“ hinterlässt gemischte Eindrücke. Einerseits sieht Spider-Man eindrucksvoll und wie im Comic aus, ebenso ist das Charakterdesign der Hauptfiguren und Gegenspieler wirklich gut gelungen. Andererseits wirkt die Stadt selbst nicht unbedingt wie Current Generation, zumindest auf der Wii U sind die Straßen relativ leer und könnten mit mehr Leben gefüllt sein. Die Kampfchoreografie, wenn Spidey verteidigt oder angreift, sieht toll aus und gerade bei Spezialattacken, bei denen die Kamera auf die freundliche Spinne fokussiert, lässt erkennen, dass mehr Potential bei der grafischen Darstellung vorhanden gewesen wäre: Denn hierbei bekommt die Szenerie ein Depth of Field, das den Hintergrund leicht verschwommen werden lässt. Auf diese Weise wirkt das Bild etwas schärfer, wie man es auch von der Fotografie kennt. Zumindest ein geringer Depth of Field Anteil hätte der Optik der Stadt meiner Meinung nach gut getan. Insgesamt kann man mit der Gestaltung der Stadt und Teilgebieten zufrieden sein, obwohl es noch Möglichkeiten zur Verbesserung gegeben hätte. Technisch gab es nur wenig zu bemängeln, hin und wieder schien das Antialiasing nicht vollkommen zu funktionieren und Kanten wirkten eckiger als nötig.

Mit der akustischen Soundkulisse kann man zufrieden sein, die deutsche Synchronisation ist in Ordnung, besser gefallen hat mir jedoch die original englische, für die man jedoch auf der Wii U die Sprache des Systems umstellen muss, da ich im Spiel selbst keine entsprechende Option finden konnte um diese zu ändern.

In der Wii U Version kann man sowohl mit dem Wii U GamePad, als auch mit dem Wii U Pro Controller spielen. Beim GamePad hat man bei „The Amazing Spider-Man 2“ den Vorteil, dass man das Menü und die Karte New Yorks immer vor der Nase hat und man so einige Einstellungen oder Upgrades direkt anpassen kann. Insgesamt ist die Steuerung gelungen und geht mit beiden Controllern gut von der Hand.

Fazit

florian

Beim neuen Spiel zum Spider-Man Film gibt es viel Positives, aber einige negative Punkte. Die grafische Darstellung ist eher durchschnittlich, und auch Musik und Sound haben keine Ohrwurmqualitäten. Der rote Faden der Handlung ist vorhanden, doch eher dünn und viele Gegenspieler des Wandkrabblers werden nur für wenige Kapitel in die Handlung geworfen und verschwinden ebenso schnell wieder. Kämpfe sind kaum interessant, da schon in vielen Fällen Button Mashing genügt um diese zu beenden, allerdings machen gerade die Stealth Missionen des Spiels großen Spaß. Zahlreiche Nebenmissionen und die Hauptgeschichte schaffen es für mehrere Stunden zu unterhalten und auch nach abgeschlossener Story kann man dank in der Stadt verstreuter Comicseiten und freispielbare Kostüme immer noch Zeit verbringen. Wer mit Spider-Man nichts anzufangen weiß, wird auch mit „The Amazing Spider-Man 2“ nicht plötzlich Anreiz an der Serie finden, allerdings können Fans der Comics und der Filme auf jeden Fall zugreifen.

PRO
  • schöne, offene Spielwelt
  • gelungenes Charakterdesign
  • Comicseiten und Kostüme als Sammelobjekte
  • solide Synchronisation
  • viele Gegner aus der Welt von Spider-Man
  • Schwingen macht immer noch Spaß
  • spannende Stealth Missionen
CON
  • Kampfsystem mit wenig Herausforderungen
  • Gegnerische KI mit Fehlern
  • kleinere technische Probleme
  • Story wirkt nicht ganz ausgereift
  • spielen als Peter Parker könnte unterhaltsamer sein
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